Moritz Faist
Kurzvita
Moritz Faist studierte Geschichte und Politikwissenschaft (Bachelor of Arts) und Vergleichende Geschichte der Neuzeit (Master of Arts) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Im Rahmen des trinationalen EUCOR-Programms studierte er während seines Masterstudiums ebenfalls an der Universität Basel (Schweiz). Im April 2020 schloss Moritz Faist sein Studium mit der Masterarbeit zum Thema „,Nazi-Scherge‘ mit Schweizerpass und deutschem Soldbuch – Kriegsverbrecherprozesse in der Schweiz, ca. 1946-1953. Der Prozess gegen Johannes Pauli vor dem Strafgericht Basel-Stadt“ ab.
Während seines Studiums war Moritz Faist Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er war als studentische Hilfskraft der Expertenkommission „Straßennamen-Folgefragen“ der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in der archivalischen Erschließung der Aktenbestände der historischen Bergbau-Registratur tätig. Am Seminar für Wissenschaftliche Politik betreute er zwischen 2015 und 2018 als Tutor ausländische ERASMUS-Studierende.
Seit November 2020 promoviert Moritz Faist bei Prof. Dr. Sylvia Paletschek zum Thema „Die Strafverfolgung von Schweizer NS-Kriegsverbrecher:innen nach Kriegsende 1945.“ Sein Dissertationsprojekt ist als eine binationale Cotutelle de thèse an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau und der Universität Basel geplant. Es wird durch die Friedrich-Ebert-Stiftung gefördert.
Dissertationsprojekt
„Die Strafverfolgung von Schweizer NS-Kriegsverbrecher:innen nach Kriegsende 1945.“ (Arbeitstitel)
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden von Schweizer Militär- und zivilen Kantonsgerichten wie auch von Gerichten im europäischen Ausland zwischen 1946 und 1953 mindestens acht Schweizer:innen aufgrund von NS-Kriegsverbrechen verurteilt. Dies resultierte aus der Tatsache, dass während des Zweiten Weltkrieges trotz der Neutralität der Schweiz etwa 2000 Schweizerbürger auf deutscher Seite – zumeist in der Waffen-SS – kämpften. Nach Schweizerischem Militärstrafrecht geschah dieser fremde Militärdienst illegal. Durch ihren Einsatz in der Waffen-SS wurden auch Schweizer Freiwillige zu Zeugen von Kriegsverbrechen oder beteiligten sich selbst an diesen. Die acht Prozesse gegen Schweizer NS-Kriegsverbrecher:innen sind mit wenigen Ausnahmen von der Forschung bislang wenig beachtet worden und stehen daher im Mittelpunkt des Dissertationsprojekts.
Ziel des Projekts ist es, den Umgang mit Schweizer NS-Kriegsverbrecher:innen auf drei Ebenen zu untersuchen: erstens die Biografien und Motivationen der Verurteilten mit dem Fokus, wie und warum Schweizer:innen zu NS-Täter:innen werden konnten. Zweitens sollen die Strafprozesse vor allem unter der Frage analysiert werden, ob sich bei diesen Verbindungslinien, Lernprozesse und Versäumnisse hinsichtlich des Handelns der Schweizer Behörden wie auch der Regierung, dem Bundesrat, beobachten lassen. Auch soll untersucht werden, ob und wie sich die Zusammenarbeit mit ausländischen Strafverfolgungsbehörden gestaltete. Drittens soll die Rezeption der Prozesse in der zeitgenössischen Schweizer Presse im Hinblick auf Täter:innenbilder analysiert werden: stellten die Schweizer NS-Kriegsverbrecher:innen „Sündenböcke“ dar? Wurden sie diabolisiert oder eher gleichgültig betrachtet?
Insgesamt soll der Komplex der Strafverfolgung von Schweizer NS- Kriegsverbrecher:innen damit erstmals in seiner Gänze analysiert werden. Bislang wurden lediglich einige Wenige der Schweizer NS-Kriegsverbrecher:innen in separaten Fallstudien untersucht, insbesondere eine gemeinsame Betrachtung der Strafverfolgung erfolgte noch nicht. Als Basis des Projekts dienen die bislang weitgehend unausgewerteten Quellenbestände aus Archiven in mehreren europäischen Ländern.
Mitgliedschaften
- Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein e.V.
- Arbeitskreis Militärgeschichte e.V.
- Schweizerische Gesellschaft für Geschichte