Hauptseminar: Deutschland im Übergang zur Neuzeit (ca. 1450-1555)
Wann |
16.10.2024 um 17:15 bis 05.02.2025 um 19:45 |
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Wo | Kollegiengebäude IV, ÜR2 |
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Wann begann in Deutschland die Neuzeit, und worin bestand eigentlich das „Neue“? Auf diese Fragen hat die
Forschung naturgemäß unterschiedliche Antworten gegeben. Das Seminar beruht auf der Annahme, daß sich
Deutschlands Übergang zur Neuzeit zwischen der Mitte des 15. und der Mitte des 16. Jahrhunderts vollzog.
Dabei handelte es sich um einen Prozeß, bei dem sich ganz verschiedenartige Entwicklungen wechselseitig
verstärkten, was schließlich zu neuen, zukunftsweisenden Resultaten führte.
Die „Basisinnovation“ (Burkhardt) stellte die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg dar - eine
Medienrevolution, ohne die alle nachfolgende Geschichte anders oder gar nicht verlaufen wäre. Weitere
Fundamentalvorgänge bildeten die Reichsreform und die Reformation. Das gesamte 15. Jahrhundert hindurch
ertönten Rufe nach einer „reformatio“ von Kirche und Reich. Diese bereiteten den Boden für den epochalen
Reichstag zu Worms von 1495, der das Reich institutionell ausbaute und verrechtlichte sowie seine dualistische
Verfassungsstruktur („Kaiser und Reich“) begründete. Das Reformwerk hing ursächlich zusammen mit dem
Aufstieg des Hauses Habsburg zur europäischen Großmacht, der äußeren Bedrohungslage des Reiches
sowie den neuen, ausgesprochen kostspieligen Söldnerheeren. Als Hauptfinanzier traten die Fugger auf, die
zum Sinnbild eines vorher unbekannten „Frühkapitalismus“ wurden. Innovativ wirkte weiterhin der aus Italien
kommende Humanismus, der ab 1480 im Reich Fuß faßte. Er vertrat nicht nur, die Kirchenkritik verstärkend,
ein neues weltliches Bildungsideal, sondern propagierte erstmals auch ein deutsches Nationalbewußtsein.
Die kirchlichen Reformvorschläge entzündeten sich an den vielfältigen Mißständen der spätmittelalterlichen
Kirche, die das intensive Heilsverlangen der Menschen nicht hinreichend zu befriedigen vermochte - Resultat
war die lutherische Reformation. In den „Sturmjahren der Reformation“ wurde die neue Lehre zum Katalysator
des Bauernkriegs von 1525. Danach lenkten die Fürsten die reformatorische Bewegung in geordnete Bahnen
(„landesherrliches Kirchenregiment“), was dem weiteren Ausbau des frühneuzeitlichen Territorialstaates
zugute kam. Die Religionsfrage wurde weitgehend Sache der Reichspolitik, einmündend in den Augsburger
Religionsfrieden von 1555, der, unter Ausklammerung der Wahrheitsfrage, den neuen Glauben reichsrechtlich
anerkannte. Der Augsburger Reichstag markierte zugleich das Ende der Reichsreform.
Zu erbringende Studienleistung
Die erforderlichen Studienleistungen werden in der ersten Sitzung bekanntgegeben.
Prüfungsleistung
Der Abgabetermin für die Hausarbeit ist der 28. März 2025.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R zwischen dem 10. Februar und dem 18. April
2025.
Literatur
Hartmut Boockmann/Heinrich Dormeier, Konzilien, Kirchen- und Reichsreform (1410-1495), Stuttgart
2005; Johannes Burkhardt, Das Reformationsjahrhundert. Deutsche Geschichte zwischen Medienrevolution
und Institutionenbildung 1517-1617, Stuttgart 2002; Wolfgang Reinhard, Probleme deutscher Geschichte
1495-1806. Reichsreform und Reformation 1495-1555, Stuttgart 2001; Willy Andreas, Deutschland vor der
Reformation. Eine Zeitenwende, 7. Aufl., Berlin 1972.