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Übung: Terror, Kriegsende und Befreiung. Die letzten Kriegsmonate 1944/45 in der Region

Wann 23.10.2024 um 12:30 bis
05.02.2025 um 14:15
Wo Kollegiengebäude IV/HS 4450
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Dr. Wolfgang M. Gall

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges -vor genau 80 Jahren- kehrte der von dem
nationalsozialistischen Regime nach außen getragene Terror in die Provinz zurück. Polizei, SS und lokale
Parteioffizielle nahmen die Dinge „selbst in die Hand“. Häftlinge der Außenlager des Konzentrationslagers
Natzweiler und ausländische Zwangsarbeiter:innen waren der zügellosen Gewalt der NS-Desperados (Ian
Kaschuba) ausgesetzt, ebenso Einheimische, die kurz vor dem Einmarsch der alliierten Truppen die Zerstörung
ihrer Städte und Dörfer verhindern wollten oder sich kritisch gegenüber dem NS-Regime geäußert hatten.
Um ins Visier der nationalsozialistischen Justiz zu geraten, brauchte es nicht viel: Ein kritischer Kommentar
über den Kriegsverlauf, das unerlaubte Schlachten eines Schweins oder das Kopieren von Lebensmittelkarten
waren ein ausreichender Grund für Nachbarn, Verwandte und NSDAP-Funktionäre, ihre Mitbürger:innen
bei der Gestapo zu melden. Diese wiederum erstattete Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft,
die bei den oben genannten Delikten die Anklage vor dem Sondergericht erhob. Untersucht wird auch
die sogenannte „Schwarzwälder Blutwoche“ vom November 1944, bei der die Gestapo am Oberrhein 70
Angehörige der französischen Widerstandsgruppe Réseau Alliance ermordete. Ein weiterer Schwerpunkt der
Übung beschäftigt sich mit den Folgen des Einmarsches der französischen Truppen Mitte April 1945 und
den ersten Maßnahmen zur Entnazifizierung. Mehrere Sitzungen finden im Staatsarchiv Freiburg statt. Nach
einer Einführung in die Archivnutzung werden unterschiedliche Akten ausgewertet. Ziel der Übung ist es, an
konkreten Beispielen die Erkenntnismöglichkeiten bzw. Grenzen der Analyse historischer Quellen aufzuzeigen.
Zudem sollen Historiker:innen einen Anreiz erhalten, selbst in Archive zu gehen und archivalische Quellen
in Seminararbeiten auszuwerten. Wie Kommunen heute an die NS-Zeit erinnern, wird bei einer eintägigen
Exkursion nach Offenburg thematisiert.


Zu erbringende Studienleistung

Teilnahme an der Exkursion und Präsentation einer Aktenauswertung.


Literatur

Klaus Eisele, Joachim Scholtyseck: Offenburg 1918-1949. Zwischen Demokratie und Diktatur, Offenburg
2004. Wolfgang M. Gall: Erschütterungen – Private Wahrnehmungen und politische Deutungen des
Kriegsendes in Offenburg, in: Badische Heimat, 2 (1995), 211-220. ders. Gescheitert oder erfolgreich? Die
Entnazifizierung der Stadtverwaltung Offenburg 1945-47, in: Die Ortenau, 89 (2009), 397-422. Ruth Jansen-
Degott, Anne Junk: Mort pour la France. Annäherung an die vier 1944 in Offenburg ermordeten französischen
Widerstandskämpferinnen, Offenburg 2009. Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang NS-
Deutschland 1944/45, München 2013.


Bemerkung / Empfehlung

Zur Übung gehört eine ganztägige Exkursion nach Offenburg am Mittwoch, dem 13. November 2024 (9-18 Uhr,
nähere Informationen folgen zeitnah auf der Website des Historischen Seminars) zum Thema „Wie Gebäude
und Objekte ihre Geschichte erzählen…" Die Erinnerung an die NS-Zeit in Offenburg.