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Übung: NS-Herrschaft vor Ort. Das Beispiel des annektierten Elsass (1940-1945)

Wann 20.10.2023 um 09:00 bis
19.01.2024 um 16:00
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Theresa Ehret

Nachdem die Wehrmacht im Juni 1940 ins Elsass einmarschiert war, erlebte die elsässische Bevölkerung den
dritten Regimewechsel seit 1870/71. Die deutsch-französische Grenzregion wurde einer „Zivilverwaltung“ unter Führung des badischen Gauleiters Wagner unterstellt und faktisch annektiert. Baden und das Elsass sollten
zum „Gau Oberrhein“ verschmelzen und die „volksdeutschen“ Elsässer:innen in die NS-„Volksgemeinschaft“
integriert werden. Daraus ergab sich in den folgenden vier Jahren eine ambivalente Politik: Einerseits
stand die elsässische Bevölkerung unter einem hohen Mobilisierungsdruck. Sie sollte sich nicht nur zum
„Deutschtum“, sondern auch zum Nationalsozialismus bekennen. Hierzu ergriff das NS-Regime im Laufe der
Zeit immer radikalere Zwangsmaßnahmen. Andererseits zeigt gerade der Blick in den kommunalen Raum,
dass lokale Regimeakteur:innen das Verhalten der Bevölke-rung genau beobachteten und zum Zweck der
Herrschaftssicherung unter bestimmten Voraus-setzungen zu Kompromissen und Zugeständnissen bereit
waren.
Am Beispiel des annektierten Elsass bzw. der „Gauhauptstadt“ Straßburg wollen wir uns mit Grundstrukturen
nationalsozialistischer Herrschaft „vor Ort“ und den daraus resultierenden Alltagserfahrungen der lokalen
Bevölkerung auseinandersetzen. Wie griff die nationalsozialistische Politik in den Alltag ein? Über welche
Handlungsspielräume verfügten „Beherrschte“ im annektierten Elsass? Wie arrangierten sich Elsässer:innen
z.B. beim Einkaufen, bei der Arbeit oder in der Freizeit, bei Behördengängen oder Parteiveranstaltungen mit
der NS-Politik?
Ziel der Übung ist es, einen Stadtrundgang zum Thema „Alltag unter der NS-Herrschaft“ zu konzipieren und
diesen bei einer Exkursion nach Straßburg (Freitag, 12. Jan. 2024) zu erproben. Anhand konkreter Orte in
der Stadt werden wir ausgewählte alltagsgeschichtliche Themenfelder vertiefen, wozu neben Sekundärliteratur
auch unveröffentlichte Quellen aus elsässischen Archiven herangezogen werden. Ergänzend zu den
Kurzpräsentationen im Rahmen des Stadtrundgangs soll eine begleitende, schriftliche Dokumentation mit
kurzen, informativen Texten und ausgewählten Schlüsselquellen zu den einzelnen Orten entstehen.


Literatur:

Bernard Vogler: Geschichte des Elsass, Stuttgart 2012; Lothar Kettenacker: Nationalsozialis-tische
Volkstumspolitik im Elsaß, Stuttgart 1973; Pierre Rigoulot: L’Alsace-Lorraine pendant la guerre 1939-1945,
Paris 1997; Catherine Maurer/Jérôme Schweitzer: Face au nazisme. Le cas alsacien, Strasbourg 2022;
Bernard Reumaux/Alfred Wahl (Hrsg.): Alsace 1939-1945. La grande encyclopédie des années de guerre,
Strasbourg 2009; Marie Muschalek: Die Zivilver-waltung im Elsass 1940-1944, in: Frank Engehausen/Sylvia
Paletschek/Wolfram Pyta (Hrsg.): Die badischen und württembergischen Landesministerien in der Zeit des
Nationalsozialismus, Stuttgart 2019, S. 435-538; Eugène Riedweg: Strasbourg ville occupée. 1939-1945,
Stein-brunn-le-Haut 1982; Alfred Wahl/Jean-Claude Richez: La vie quotidienne en Alsace entre France et
Allemagne 1850-1950, Paris 1993.

 

Termin:

20.10.23 9 - 13 Uhr (c.t.), Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

27.10.23 9 - 13 Uhr (c.t.), Kollegiengebäude I/HS 1036

03.11.23 9 - 16 Uhr (c.t.), Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

01.12.23 9 - 13 Uhr (c.t.), Kollegiengebäude I/HS 1139

15.12.23 14 - 16 Uhr (c.t.), Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

12.01.24 9 - 19 Uhr (c.t.)

19.01.24 14 - 16 Uhr (c.t.), Kollegiengebäude I/HS 1140