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Hauptseminar: Deutsche Geschichte 1648-1806

Wann 18.10.2023 um 17:00 bis
22.02.2024 um 20:00
Wo Kollegiengebäude IV, ÜR 2
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PD Dr. Uwe Wilhelm

Der Westfälische Frieden von 1648 bildet die Epochengrenze zwischen den zwei großen Abschnitten, in die sich die frühneuzeitliche deutsche Geschichte teilen läßt: Er entschärfte das gewaltige Konfliktpotential, das sich mit der konfessionellen Spaltung Deutschlands angehäuft und im Dreißigjährigen Krieg entladen hatte, und er schrieb die dualistische Verfassungsstruktur des Reiches, um die seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert gerungen worden war, endgültig fest. In der Folgezeit spielte die Religion zwar weiterhin eine bedeutende Rolle im öffentlichen Leben, sie war aber - im Prinzip - der Politik und dem Recht untergeordnet.Diese zweite Phase stellt den Gegenstand des Seminars dar. Er ist grundsätzlich auf zwei Ebenen zu betrachten: dem Gesamtverband (Reich) und den Einzelgliedern (Territorien). Zu Beginn erscheint es angebracht, sich einen Überblick über die komplexe Verfassungsstruktur des Reiches, und, damit zusammenhängend, seine verwirrende territoriale Gliederung („Flickenteppich“) zu verschaffen. Außenpolitisch war die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts geprägt vom Zweifrontenkampf gegen das ludovizianische Frankreich im Westen und die Türken im Südosten. Der Sieg über die letzteren begründete die Großmachtstellung Österreichs. Im Inneren gewann die absolutistische Herrschaftsform - Teil des schon älteren Staatsbildungsprozesses - zunehmend an Gewicht; das Paradebeispiel bildet bekanntlich Brandenburg-Preußen. Daneben sollten die vielfältigen Verfassungsformen in den mittleren und kleineren Territorialstaaten sowie den Reichsstädten mit ihren breiten ständischen bzw. genossenschaftlichen Mitwirkungsrechten nicht übersehen werden. Kulturgeschichtlich dominierte lange Zeit der Barock, nicht nur im katholischen Teil des Reiches. Die deutsche Aufklärung, die im Laufe des 18. Jahrhunderts schrittweise zu einer mächtigen Bewegung anwuchs, beherrschte seit etwa 1770 das geistige und kulturelle Leben. Insgesamt wies sie einen moderat-reformorientierten Charakter auf, daneben existierte aber auch ein radikaler Flügel. In beiden deutschen Großmächten ging sie eine spannungsreiche Synthese mit dem Absolutismus ein, verkörpert durch Friedrich den Großen und Joseph II. Der preußisch-österreichische Dualismus, kulminierend im Siebenjährigen Krieg, bereitete den Boden für das sang- und klanglose Ende des Reiches, das unter dem Druck der Französischen Revolution und Napoleons zusammenbrach.

Zu erbringende Prüfungsleistung:

Der Abgabetermin für die Hausarbeit ist der 22. März 2024.Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 12. Februar und 12. April 2024.


Literatur:
Georg Schmidt, Wandel durch Vernunft. Deutschland 1715-1806, München 2009; Johannes Burkhardt, Vollendung und Neuorientierung des frühmodernen Reiches 1648-1763, Stuttgart 2006; Walter Demel, Reich, Reformen und sozialer Wandel 1763-1806, Stuttgart 2005; Axel Gotthard, Das Alte Reich 1495-1806, Darmstadt 2003 (u. ö.); Volker Press, Kriege und Krisen. Deutschland 1600-1715, München 1991; Christof Dipper, Deutsche Geschichte 1648-1789, Frankfurt/M. 1991.