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Übung: Von Petrarca bis Montaigne. Der europäische Humanismus

PD Dr. Uwe Wilhelm
Wann 20.10.2021 um 18:00 bis
09.02.2022 um 20:00
Wo KG I, HS 1231
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Der Humanismus im Zeitalter der Renaissance, der am Anfang des neuzeitlichen Welt- und Menschenbildes steht, ist ein ausgesprochen facettenreiches Phänomen. Im Kern handelte es sich um eine weltliche Bildungsbewegung, welche die Wiederentdeckung, philologische Rekonstruktion und intensive Aneignung der antiken Literatur zum Programm erhob. Dies führte - in Verbindung mit dem aufkommenden Buchdruck - zu einer ungeahnten Erweiterung und Pluralisierung des Wissens. Ziel der neuen Bildung war die intellektuelle, sprachliche und moralische Formung der individuellen Persönlichkeit. Die Humanisten fühlten sich als Propheten einer neuen Zeit, entsprechend selbstbewußt grenzte man sich vom „Mittelalter“ und dessen Scholastik ab. Obwohl die christliche Weltdeutung durch die „Wiedergeburt“ der heidnischen Antike ihre Monopolstellung verlor, war der Humanismus in der Regel weder antikirchlich noch antireligiös eingestellt, was scharfe Kritik an den kirchlichen Mißständen der Zeit in keiner Weise ausschloß.

Die Ursprünge der Bewegung liegen in Italien: Entstanden um die Mitte des 14. Jahrhunderts (Petrarca), stieg der Humanismus hier nach 1400 zur dominierenden kulturellen Kraft auf. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, dann aber umso machtvoller, breitete sich die neue Bildungsidee im übrigen Europa aus. Die Blütezeit des europäischen Humanismus lag in den Jahrzehnten zwischen 1490 und 1530. Zentrale Figur des außeritalienischen Humanismus war Erasmus von Rotterdam, der sich um eine Synthese aus neuem Denken und Christentum bemühte („christlicher Humanismus“). Mit dem Durchbruch der Reformation geriet die Bewegung in die Defensive, wobei das Verhältnis der Humanisten zum neuen Glauben sehr unterschiedlich ausfiel. Dennoch blieb der Humanismus bis ins 17. Jahrhundert hinein eine geistige Macht, die auf verschiedenen Gebieten bahnbrechende Neuerungen bewirkte (Kopernikus).       

In dem Quellenkurs sollen Schlüsseltexte der Bewegung intensiv gelesen, analysiert und historisch eingeordnet werden. Die vorläufige Liste umfaßt - die Quellen liegen allesamt auf Deutsch vor - Texte von Petrarca, Manetti, Machiavelli, Erasmus, Thomas Morus („Utopia“), Kopernikus, Giordano Bruno und Montaigne („Essais“).

Die Studienleistung besteht, je nach Teilnehmerzahl, aus einem kürzeren Vortrag oder einer kurzen Hausarbeit (8-10 S.). 

 

Termin:

Mittwochs, 18-20 Uhr (c.t.)

 

Ort:

KG I, HS 1231

 

Literatur:

Eugenio Garin, Die Kultur der Renaissance, in: Propyläen Weltgeschichte, Bd. 6, Frankfurt/ Berlin 1964, S. 429-534; Paul Oskar Kristeller, Humanismus und Renaissance, 2 Bde., München 1974/76 (Tb 1980); Peter Burke, Die europäische Renaissance, München 1998 (Tb 2005); Humanismus in Europa, hrsg. v. d. Stiftung „Humanismus heute“ des Landes Baden-Württemberg, Heidelberg 1998.

 

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