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Übung: Klassiker des politischen Denkens in der Frühen Neuzeit

PD Dr. Uwe Wilhelm
Wann 04.11.2020 um 18:00 bis
10.02.2021 um 20:00
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Die Grundlagen des modernen Staates westlicher Prägung, vor allem in seiner Eigenschaft als Verfassungsstaat, wurden in der Frühen Neuzeit gelegt. Hierbei spielte die politische Theorie eine maßgebliche Rolle.
Ausgangspunkt der Entwicklung, zu Beginn des 16. Jahrhunderts, markiert der Florentiner Niccolò Machiavelli, der, in schonungslos realistischer Weise, die altehrwürdige Verknüpfung von Moral bzw. Religion und Politik auflöste und damit die Eigengesetzlichkeit des Politischen entdeckte („Staatsräson“). Gut ein halbes Jahrhundert später entwarf Jean Bodin - als Konsequenz aus den „Hugenottenkriegen“ in Frankreich, dem ersten großen konfessionellen Bürgerkrieg der Neuzeit - das folgenreiche Modell des überkonfessionellen, mit ungeteilten Herrschaftsrechten ausgestatteten, starken Staates (Souveränitätstheorie). Seit Thomas Hobbes’ bahnbrechendem „Leviathan“ (1651) stand die Reflexion über Staat und Politik für anderthalb Jahrhunderte im Zeichen der naturrechtlichen Vertragstheorie. Diese verlieh dem Staat eine neue säkular-rationale Legitimationsgrundlage, führte, infolge ihres formalen Charakters, aber zu höchst unterschiedlichen praktischen Schlußfolgerungen. Während Hobbes selbst einen absolutistischen Staatsaufbau favorisierte, entwickelte Montesquieu, orientiert am englischen Vorbild, das liberale Modell einer gewaltenteiligen („konstitutionellen“) Monarchie; Rousseau hingegen sah in der Bildung einer kleinräumig-radikaldemokratischen Republik die einzig legitime Form des Vertragsschlusses. Aus dem reichen europäischen Fundus schöpfend, arbeiteten Hamilton, Madison und Jay in den „Federalists Papers“ (1787/88), bis heute der wichtigste Beitrag der USA zur politischen Ideengeschichte, ein kohärentes Gesamtkonzept aus, das drei wesentliche Neuerungen aufwies: die ausgedehnte Republik, die bundesstaatliche Organisation und die repräsentative Demokratie. Am Ende unseres Betrachtungszeitraums steht Edmund Burke, der mit seinen „Reflections on the Revolution in France“ (1790) das konservative Staatsdenken begründete. Damit waren - mit Konservatismus, Liberalismus und Demokratie - Grundströmungen des politisch-weltanschaulichen Denkens des 19. Jahrhunderts ausformuliert.

In der Übung, die als Quellenkurs konzipiert ist, sollen Textauszüge der genannten Autoren intensiv gelesen, analysiert und historisch eingeordnet werden. Die Studienleistung besteht aus einer kurzen Hausarbeit (8-10 S.), die spätestens am Ende der folgenden Semesterferien abzugeben ist.

 

Termin:

  • Mittwochs, 18-20 Uhr (c.t.)

 

Literatur:

  • I. Fetscher/H. Münkler (Hg.), Pipers Handbuch der politischen Ideen, Bde. 3 und 4, München 1985/86
  • H. Fenske/D. Mertens/W. Reinhard/K. Rosen, Geschichte der politischen Ideen. Von der Antike bis zur Gegenwart, aktual. Neuausg., Frankfurt/M. 1996 (u. ö.)
  • P. Nitschke, Politische Theorie der Prämoderne 1500-1800, 2., erw. Aufl., Darmstadt 2011.
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