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Dr. Anne-Laure Briatte

Kurzvita

Anne-Laure Briatte hat Etudes germaniques an der Ecole Normale Supérieure de Lettres et Sciences humaines in Lyon (Frankreich), an der Université Lumière, Lyon II, an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und an der Université Marc Bloch, Straßburg studiert. Sie hat im Cotutelle-Verfahren unter der Betreuung von Prof. Dr. Monique Mombert (Straßburg) und von Prof. Dr. Sylvia Paletschek (Freiburg) über den „radikalen" Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung im wilhelminischen Deutschland  promoviert. 2006-2009 war sie im „Département d'Etudes allemandes“ (Straßburg) als Lehrkraft tätig. Seit 2012 ist sie als Maîtresse de conférences in deutscher Geschichte und Civilisation an Sorbonne Universität in Lehre und Forschung tätig. Außerdem leitet sie zusammen mit Prof. Dr. Fabrice Virgili die Forschungsgruppe Genre & Europe der UMR SIRICE (Unité mixte de recherche Sorbonne – Identités, Relations internationales et civilisations de l’Europe (siehe www.sirice.eu).


Dissertation (abgeschlossen)

Bevormundete Staatsbürgerinnen. Die 'radikale' Frauenbewegung im Wilhelminischen Deutschland. Voraussetzungen - Zukunftsvisionen - Strategien/ Citoyennes sous tutelle. Le mouvement féministe 'radical' dans l'Allemagne wilhelmienne

 

Cotutelle, gemeinsame Betreuung mit Prof. Dr. Monique Mombert, Université Marc Bloch, Straßburg.

Das Dissertationsvorhaben wurde durch das französische „Ministère de l'Enseignement supérieur et de la Recherche“ mit einem Promotionsstipendium gefördert.

 

Zusammenfassung der Dissertation:
 

Die 2011 abgeschlossene und auf Französisch verfasste Dissertation untersucht die theoretischen Voraussetzungen, die Zukunftsvisionen und Strategien der „radikalen“ Frauenbewegung im Wilhelminischen Deutschland (1888-1919). Dadurch werden die Formen politischer Intervention von Frauen sichtbar. In einem Kontext, der für die Artikulation von politischen Interessen durch Frauen ungünstig war, strebten diese Frauen danach, zu den von der Moderne ausgelösten Debatten und zum Fortschritt der Menschheit beizutragen.

Inwiefern setzten die Forderungen der „radikalen“ Frauenbewegung eine Neudefinition der politischen Ordnung im wilhelminischen Kaiserreich voraus? Wie waren die genuin feministischen Forderungen der „Radikalen“ mit ihrem gesamt-gesellschaftlichen Projekt verbunden? War die „radikale“ Frauenbewegung eine politische Bewegung? Diese Fragen stecken den Rahmen der vorliegenden Untersuchung ab. Die als zentrales Presseorgan der „Radikalen“ vierzehntägig erschienene Zeitschrift Die Frauenbewegung. Revue für die Interessen der Frauen (1895-1919, von Minna Cauer herausgegeben) steht im Mittelpunkt des untersuchten Quellenkorpus.

Die Analyse der Konstituierungsphase der „radikalen“ Frauenbewegung bettet diese in ihren diskursiven Kontext ein und arbeitet erste Bewegungsstrategien heraus, die auf die sozialen, ethischen und anthropologischen Prinzipien der „Radikalen“ zurückführen. Allmählich kristallisieren sich Staats- und Bürgerschaftsvorstellungen sowie ein auf Selbständigkeit basierendes Menschenbild heraus, die in der Hochphase der „radikalen“ Frauenbewegung (ca. 1899-1908) schärfere Konturen bekommen. In dieser Zeit der Etablierung geht es den Hauptakteurinnen der „radikalen“ Frauenbewegung darum, sich im wilhelminischen Deutschland als politische Akteurinnen durchzusetzen. Der letzte Teil der Untersuchung beschäftigt sich mit der Zeit von 1908 bis 1919, die im Zeichen des Zerfalls steht. Eine Untersuchung des politischen Kontextes sowie der bewegungsinternen Konstellationen liefert einige Erklärungen für den Auflösungsprozess, der die „radikale“ Frauenbewegung ab 1908 zunehmend schwächt. Die Analyse der Haltung der „Radikalen“ im Ersten Weltkrieg führt zu einer Untersuchung des Verhältnisses von Feminismus und Pazifismus. Der Epilog bringt Erklärungsansätze für das Verschwinden der „radikalen“ Frauenbewegung nach 1919 ans Licht und fragt nach dem weiteren Lebenslauf und Engagement ihrer früheren Hauptakteurinnen.

 

Publikationen

Monographien:

 

Mitherausgeberschaften und Mitgestaltung von Themenheften:

  • (in Vorbereitung) Anne-Laure Briatte, Hélène Camarade, Valérie Dubslaff et Sibylle Goepper, Themenheft « Ce que le genre fait aux études germaniques », Allemagne d’aujourd’hui, octobre-décembre 2021.
  • Anne-Laure Briatte, Éliane Gubin, Françoise Thébaud (éd.) : L’Europe, une chance pour les femmes ? Le genre de la construction européenne, Paris, Éditions de la Sorbonne, 2019.
  • Julie Le Gac, Fabrice Virgili (dir.), L’Europe des femmes XVIIIe-XXIe siècles. Recueil pour une histoire du genre en V.O. Avec Peggy Bette, Sonia Bledniak, Myriam Boussahba-Bravard, Anne-Laure Briatte, Véronique Garrigues, Louis-Pascal Jacquemond, Amandine Malivin, Dominique Picco, Yannick Ripa, Mélanie Traversier, Paris, Perrin, 2017.
  • Anne-Laure Briatte und François Danckaert, Themenheft « Les femmes dans la vie politique allemande depuis 1945 », Allemagne d’aujourd’hui, n0 207, jan.-mars 2014.
  • Anne-Laure Briatte und Kerstin Wolff, Themenheft „Über die Grenzen – wie Frauen(bewegungen) mit Grenzen umgehen“, Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, n° 57/2010.
 

Kürzlich erschienene Zeitschriftenaufsätze und Beiträge:

  • «Denomination Matters: Strategies of Self-Designation of the German Women’s Movement», in Martin Baumeister, Philipp Lenhard, Ruth Nattermann (ed.), Rethinking the Age of Emancipation 1800-1918. Comparative and Transnational Perspectives on Gender, Family, and Religion in Italy and Germany 1800-1918, Oxford, New York, Berghahn Books 2020, S. 219-240.
  • «Les femmes juives dans le premier mouvement féministe allemand (1865-1933): la question de l’identité et de la différence au féminin», Cahiers d’études germaniques 77, 2019, p. 185-198.
  • «Wie radikal war die radikale Frauenbewegung im Umgang mit (antifeministischem) Antisemitismus?», in Liselotte Homering, Sybille Oßwald-Bargende, Mascha Riepl-Schmidt, Ute Scherb für "Frauen & Geschichte Baden-Württemberg e. V." (Hg.), Antisemitismus-Antifeminismus, Ausgrenzungsstrategien im 19. und 20. Jahrhundert, Sulzbach i.T., Helmer, 2019, S. 39-58.
  • „Notwendig aber nicht ausreichend: die Frauenquote bei den Grünen“ [seit dem 12.11.2018 online], Dossier „Frauenwahlrecht“ der Bundeszentrale für politische Bildung, URL: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/frauenwahlrecht/279359/die-frauenquote-bei-den-gruenen.
  • «La contribution des intellectuelles féministes radicales à la transition politique en Allemagne (années 1890-1920)», in Alexandre Dupeyrix, Gérard Raulet (dir.), Allemagne 1917-1923. Le difficile passage de l’Empire à la république, Paris, Maison des Sciences de l’Homme 2018 (Série « Philia »), S. 111-127.
  • avec Yannick Ripa, «La prostitution révélatrice de la condition féminine. Une lecture abolitionniste du réglementarisme au XIXe siècle (France, Allemagne, Angleterre)», in Françoise Berger, Anne Kwaschik (éd.), La „condition féminine“. Feminismus und Frauenbewegung im 19. und 20. Jahrhundert / La „condition féminine“. Féminismes et mouvements de femmes au XIXe-XXe siècles, Stuttgart, Franz Steiner Verlag 2016 (SR des Deutsch-französischen Historikerkomitees ; 12), S. 55-66.
  • «‘Il ne sera donné qu’aux générations futures d’apprécier son action à sa juste valeur’. La réception de Bertha von Suttner par les mouvements féministes allemands», in Johann Georg Lughofer et Stéphane Pesnel (éd.), Literarischer Pazifismus und pazifistische Literatur. Bertha von Suttner zum 100. Todesjahr. Würzburg, Königshausen & Neumann 2016, S. 93-107.
  • § «Mariage, famille et sexualité vus par les féministes radicales dans l’Allemagne wilhelmienne (1890-1918)», Revue d’Allemagne et des Pays de langue allemande, T. 48, 2-2016, S. 427-437.
  • (online-Beitrag) «Hors du mariage point de salut? Regards de réformateurs et féministes (Allemagne, fin XIXe–début XXe siècles)», Genre et Histoire, n° 16| Automne 2015: Femmes sans maris (Europe, XIXe-XXe siècles).
  • „Sie stand sich selbst im Weg. Die radikale Frauenbewegung im Verhältnis zu den anderen und zu sich selbst“, Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, H. 67-68, 2015, S. 80-88.
  • «Les Verts à l’épreuve de la parité», Allemagne d’aujourd’hui, jan.-mars 2014, H. 207, S. 104-116. In deutscher Übersetzung: Die Grünen auf die Probe gestellt: Die Geschlechterparität zwischen Anspruch und Praxiswirklichkeit (Aus dem Französischen von Meiken Endruweit), Grünes Gedächtnis 2014/2015, hg. von der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, 2015, S. 44-58.
  • «Les femmes dans la vie politique allemande: une irrésistible ascension?» Introduction,  Allemagne d’aujourd’hui, jan.-mars 2014, H. 207, S. 5-12.


Laufende Projekte

  • Online-Enzyklopädie „Encyclopédie pour une histoire nouvelle de l’Europe“ in Französisch und Englisch, siehe http://ehne.fr, Programm „Investissement d’avenir“ vom Ministère de l’Éducation nationale, et de l’Enseignement supérieur et de la Recherche, läuft von 2012-2019.
  • Aktuell forscht Anne-Laure Briatte über die von den Besatzungstruppen verübte sexuelle Gewalt in der Französischen Besatzungszone nach 1945.


Kontakt

anne-laure.briatte@sorbonne-universite.fr